Michael Diers Former Senior Fellow

Michael Diers
October 2010 - March 2011

Vita

Michael Diers studied art history, literature and philosophy in Münster and Hamburg. In 1990, he defended his PhD thesis on Aby Warburg at the University of Hamburg, where he completed his habilitation in 1994. Michael Diers was a lecturer at the Department of Art History at Friedrich-Schiller-Universität Jena (1994 to 1999) and at Humboldt-Universität zu Berlin (1999 to 2004). Since 2004, he is Professor for Art history and History of the Image at the Hochschule für bildende Künste Hamburg and associate Professor for Art History at Humboldt-Universität. From 1991 to 2002, he was (co-)editor of the series "kunststück" (Fischer Taschenbuch Verlag). He is co-editor of the critical edition »Aby Warburg, Gesammelte Schriften« (Akademie Verlag Berlin, 1999ff.). Furthermore, he works as a freelance journalist, writing for Frankfurter Allgemeine Zeitung and Süddeutsche Zeitung.

Dated from 2011

Fields of research

Renaissance art, modern and contemporary art; art theory and aesthetics; political iconography and the iconography of everyday life; history of the image; photography and new media, history of science. Current research projects: Critical edition of the writings of Aby Warburg; book projects on Edouard Manet and the rhetoric of the body and the image; on art and new media.

IKKM Research Project

»BLOW-UP« - BILD-, MEDIEN- UND KUNSTREFLEXION BEI ANTONIONI

Antonionis »BLOW-UP« aus dem Jahr 1966 ist nicht nur wegen des prägnanten und allseits gerühmten Porträts seiner Gegenwart ein epochemachender Film, sondern auch aufgrund der ebenso schöpferischen wie skeptischen, bis heute virulenten Gedanken zum Thema Bild, die darin entfaltet werden. Über die in erster Linie entlang dem Paradigma der Fotografie aufgeworfenen Fragen nach dem medien- und erkenntniskritischen Verhältnis von Bild und Wirklichkeit hinaus ist »BLOW-UP« auch ein Film über die Differenz und Interferenz von bildender und darstellender Kunst und damit zugleich ein Film über den Film in seiner Zwitterstellung zwischen Raum- und Zeitkunst. All diese intermedialen, selbstreferentiellen und historischen Wechselbeziehungen nutzt Antonioni zu einem grundsätzlichen Räsonnement über Bilder und ihre Wirkung sowie die Kunst der Betrachtung. Da »BLOW-UP« jedoch in erster Linie ein unterhaltsamer und kein im engeren Sinn diskursiver Film ist, bleibt dem Zuschauer stets die Wahl, ob er vornehmlich der Erzählung folgt oder sich eher auf die Seite der Reflexion schlägt. Andererseits sind beide Ebenen so geschickt ineinander verwoben, daß die Filmhandlung kaum ohne den Kommentar und dieser nicht losgelöst von der Fabel zu haben ist.

»BLOW-UP« muß als kanonisches Meisterwerk kaum mehr eigens entdeckt und vorgestellt werden, verdient aber gerade als «selbstbewußter« und im Blick auf die genannten Relationen von Bild, Medium und Kunst beinahe enzyklopädischer Film, in einigen Aspekten durchaus noch besondere Aufmerksamkeit. In Auseinandersetzung mit der bereits im Filmtitel apostrophierten Recherchemethode des Protagonisten, der versucht, mittels Vergrößerung versteckte Details seiner Fotografien aufzudecken, um auf diese Weise hinter die Bilder und dadurch näher an den vermeintlichen kriminalistischen Sachverhalt heranzukommen, sieht sich der Zuschauer als Interpret vor die Aufgabe gestellt, angesichts der Fülle verwirrender und widersprüchlicher Eindrücke nicht nur das Verfahren des Helden kritisch zu würdigen, sondern zugleich ein adäquates Verfahren für die Analyse des Films selbst zu entwickeln.

Publications

with Monika Wagner (eds.): Topos Atelier. Werkstatt und Wissensform. Berlin: Akademie Verlag 2009.
Fotografie Film Video. Beiträge zu einer Kritischen Theorie des Bildes. Hamburg: Philo & Philo Fine Arts 2006.
»Bilder nach (Film-)Bildern oder Andreas Gursky und die Interferenzen von Fotografie und Film«. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte Bd. 66 (2003), p. 393-408.
»Von Bildern und Büchern oder Kunstgeschichte als Subgeschichte des Films: Anmerkungen zum Kinoerfolg 'Notting Hill'«. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 63 (2000), p. 133-143.
(ed.): Der Turm von Jena. Architektur und Zeichen. Jena: Kunsthistorisches Seminar 1999.
with Horst Bredekamp (eds.): Aby Warburg, Die Erneuerung der heidnischen Antike (= Gesammelte Schriften, Bde. 1.1 u. 1.2). Berlin: Akademie Verlag 1998.
Schlagbilder. Zur politischen Ikonographie der Gegenwart. Frankfurt/M: Fischer Taschenbuch Verlag 1997.
(ed.): Martin Warnke, Nah und Fern zum Bilde. Beiträge zu Kunst und Kunsttheorie. Köln: DuMont 1997.
(ed.): MO(NU)MENTE. Formen und Funktionen ephemerer Denkmäler. Berlin: Akademie Verlag 1992.
with Horst Bredekamp and Charlotte Schoell-Glass (eds.): Aby Warburg. Akten des internationalen Symposiums Hamburg 1990. Weinheim: VCH 1991.