Berlin/Zürich: Diaphanes 2012, 400 Seiten, broschiert, ISBN 978-3037341957
Gilbert Simondon stellt sich in seiner philosophisch-technologischen Untersuchung dem ressentimentgeladenen Ausschluss der technischen Objekte aus der menschlichen Kultur ebenso entgegen wie technokratischen Machbarkeitsvisionen der Herrschaft durch Automaten. Stattdessen plädiert er für Anerkennung und Reflexion der Existenz eines Kollektivs aus Mensch, offenen technischen Maschinen und Natur. Simondons Ansatz vereint die detaillierte Analyse der Funktionsweisen etwa von Motoren, Elektronenröhren oder frühen Computern mit weitreichenden philosophischen Erwägungen. So zeichnet er nach, wie die Existenzweise der technischen Objekte sich in den Zeitaltern von Mechanik, Thermodynamik und Informationstechnologie entwickelt, wie sich technische Objekte konkretisieren, wie sie als Träger in der Genese der Technizität wirken und wie sie in Individuationsprozesse eingreifen. In Auseinandersetzung u.a. mit der traditionellen Auffassung von Form und Stoff, dem Evolutionsdenken, Bergsonismus, Gestalttheorie, Kybernetik, Informationstheorie und Fragen der Gouvernementalität charakterisiert er technisches Denken und technische Existenzweise als Etappe im Werdensprozess von Leben und Denken.
Die Existenzweise technischer Objekte bildet zusammen mit L'individuation à la lumière des notions de forme et d'information das Hauptwerk eines Denkens, das etwa Gilles Deleuze, Félix Guattari, Maurizio Lazzarato und Bernard Stiegler stark beeinflusst hat und heute international auf höchstes Interesse stößt.