Vita
Antonia Lant ist die Autorin von Blackout: Reinventing Women for Wartime British Cinema (Princeton University Press, 1991) und Herausgeberin von The Red Velvet Seat: Women’s Writings on the First Fifty Years of Cinema (Verso, 2007). Sie ist Mitglied des National Film Preservation Board, Library of Congress. Lant hatte ein Junior Research Fellowship an der University of Oxford, ein J. P. Getty Postdoctoral Fellowship sowie Fellowships am Remarque Institute, New York University und dem Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien inne. Sie erhielt den National Endowment for the Arts National Service Award und ein National Endowment for the Humanities Grant. Sie war außerdem als Gastprofessorin an der Universität Wien und der Harvard University tätig. B.A. Fine Arts, Leeds (1979); M.Phil., Ph.D., Yale (1986) Stand: 2019
Forschungsfelder
Meine Forschungsinteressen umspannen die Felder der Kunstgeschichte, der Kinostudien und der Geschichte der Frauen. Meine Forschung basiert auf einer breiten Grundlage von visuellen Quellen, von Postern und Bildern zu Mode und Film, um die Mechanismen zentraler kultureller Fragen zu untersuchen. Mein erstes Buch Blackout: Reinventing Women for Wartime British Cinema untersuchte die Wirkung von Entbehrungen während des Krieges auf die Filmleinwand und insbesondere die Rolle, die Weiblichkeit in der Repräsentation einer Nation in der Krise spielte. Seit dieser Zeit habe ich mich auf den Stummfilm spezialisiert und dessen innovative Ästhetik, seine Vernarrtheit in ägyptische Dinge, seine Möglichkeit für beiderseits Freizeit und Arbeit für Frauen und sein Engagement für die wissenschaftliche Forschung und Erziehung. Meine Artikel „Haptical Cinema“ und „How the Cinema Contracted Egyptomania“ erläutern diese Vorliebe für Hieroglyphen, Mumien und Grabmäler auf der frühen Leinwand. Red Velvet Seat: Women’s Writings on the First Fifty Years of Cinema, ein stattliches Kompendium, versammelt die Schriften von Frauen über das Kino, um die Bedeutung dieses Mediums für sie zu verstehen. Als eine Historikerin mit einem starken Interesse an der Sicherung kultureller Dokumente war ich froh, die Gründungsdirektorin des Masterstudiengangs „Moving Image Archiving and Preservation“ an der New York University zu werden, ein Bereich, in dem ich auch weiterhin lehre.
IKKM Forschungsprojekt
Die Grundfrage meiner Arbeit ist „Wie haben Entdeckungen in der Zytologie und Embryologie mit Praktiken der Kunstherstellung interagiert?“ Ich möchte die Weisen, in denen künstlerische und wissenschaftliche Bereiche ein gemeinsames Interesse an Reproduktion und Duplikation geteilt haben, aufdecken. Meine Forschung konzentriert sich auf das Fin de siècle, als die neue Medienform des Kinos entstanden ist und als ein Verstehen der Mechanismen der Vererbung verfeinert und in populären und spezialisierten Orten visualisiert wurde. Wir haben dazu geneigt, die Reproduktion im biologischen Sinn als abgetrennt von den Technologien der Replikation anzusehen. Meine Forschung zeigt, zumindest in dieser Periode, dass Wissen um diese zwei Arten von Prozessen und deren Artikulation miteinander verschränkt und im Dialog waren.
Ich nähere mich der Frage durch die Untersuchung der Bedeutung der Medientechnologie für den Chirurgen Dr. Eugène Doyen (1859-1916), der in Paris zur letzten Jahrhundertwende sehr prominent war. Doyen filmte und fotografierte seine Operationen, auch die einer Separation von zusammenhängenden Zwillingen im Jahre 1902. Er erstellte auch einen außergewöhnlichen dreidimensionalen Atlas des menschlichen Körpers, indem er konservierte horizontale Ausschnitte nutzte. Eine der bedeutenden Eigenschaften von Doyens Arbeit für meine Forschung ist, dass er sich vor allem mit Reproduktionen beschäftigt, die schiefgehen. Ich richte meine Forschung allgemein auf die Bedeutung des Zwillings und werde mich auf französische Publikationen und Praktiken konzentrieren, da diese die vielversprechendste Verbindung zwischen Wissenschaft, Filmemachen, Malerei und der Avantgarde beinhalten. Während meines Fellowships am IKKM versuche ich zu verstehen, wie Bilder der Zellteilung und der Embryologie und Erklärungen von Wachstum in populären Wissenschaftsmagazinen, im Kino und in der täglichen Presse zirkulierten.
Ich konzentriere mich insbesondere auf die Arbeit des Mikrobiologen Jean Comandon (1877-1970), einer der ersten Wissenschaftlern, die die Zytose auf Film aufgenommen haben. Der Seeigel war aufgrund der Größe seiner Zellen Objekt einer Fallstudie. Ein anderer wichtiger Wissenschaftler ist für mich der Chirurg und Biologe Dr. Alexis Carrell (1873-1944), der Experimente in Zellalterung unternommen hat. Er begann 1912 eine legendäre Zellkultur, die er offensichtlich über 20 Jahre lang kultiviert hat (eine Errungenschaft, da er auf gewisse Weise in Verruf geraten war). Die Karriere der Künstlerin Mary Cassatt (1844-1926) ist ebenfalls hochrelevant für meine Untersuchung, da sie eine Vielzahl an faszinierenden visuellen Formen und Mechanismen gefunden hat, durch die Familienbeziehungen katalogisiert werden konnten. Durch eine Vielzahl an Medientechniken, die ihre Personen in Serien verwandeln, unternimmt sie eine zeitgenössische Untersuchung der Vererbung in der Grafik und auf der Leinwand. Ich werde auch die stilistischen Entwicklungen des Spiegelbildes im narrativen Kino in Betracht ziehen, eine Obsession der 1910er Jahre, ab „The Student of Prague“ (1913), welche auch Otto Ranks „Der Doppelgänger“ (1914) beeinflusst hat.
Insgesamt bin ich daran interessiert zu untersuchen, wie diese vielen Arten der Bezugnahme auf Vererbung und Wiederholung sich vor- und zurückbewegen zwischen den Bereichen Malerei, Kino und Wissenschaft.
Ausgewählte Publikationen
“Art of the Tactile Uterus,” under consideration at the journal Grey Room.
“Contemporary British Women Film Directors’ Engagement with Scenarios of Global Change,” in Veronica Pravadelli, ed. Contemporary Women’s Filmmaking and Global Change (Forthcoming, Rome: 2017).
“Cinema in the Time of the Pharaohs,” in Maria Wyke and Pantelis Michelakis, eds, The Ancient World in Silent Cinema (Cambridge University Press: Cambridge, 2013): 53-73.
“Dulac und die Bohnenstange/Dulac and the Beanstalk,” in Robin Curtis and Gertrude Koch, Eds. Einfühlung – Zu Geschichte und Gegenwart eines ästhetischen Konzepts/On the History and the Contemporary Significance of an Aesthetic Concept. Fink Verlag: Berlin, 2009: 253-276.
Editor, The Red Velvet Seat: Women’s Writings on the First Fifty Years of Cinema (Verso, 2007).