6. Rückwenden/(Selbst-) Reflektieren
(2019-2020)

Die Operation der Rekursion kann bereits als eine Form der Selbstreflexion erscheinen. In diesem Sinne hat z.B. Victor Stoichita im Bezug auf verschiedene Formen der Metamalerei vom »selbstbewussten Bild« gesprochen. Daher sollen zum Ende dieser Phase Operationen der Rückwendung und der Selbstreflexion untersucht werden. Traditionell werden auch sie im Rahmen einer Logik der Exklusion als Wiederholung einer Ausschluss- oder Unterscheidungsoperation thematisiert, beispielsweise als »Re-Entry«. Komplementär dazu sollen hier Operationen befragt werden, die weniger abstrakt-logischer als material-logischer Art sind und z.B. in topologischen Verfahren des Rückkoppelns zustande kommen; konkret also in der materiellen Rückwendung eines Objekts auf sich selbst. Ein Beispiel dafür ist das Falten, das Zurückbiegen und Zurückwenden einer Fläche, eines Stoffes oder eines Papiers auf sich selbst. In der Überschneidung mit sich selbst wird dabei etwas qualitativ Neues sichtbar, etwa schlägt die Fläche in die Qualität des Raums um. Ein Objekt erscheint aus der Sicht solcher materialer Topologien dann als medialer Raum, der selbstreflexiv geworden ist. Dieser Vorgang wird seinerseits komplementiert durch das Entfalten oder Ausfalten und Ausbreiten, das vom Raum in die Fläche zurückführt.

Ein anderes Beispiel sind Prozesse der Überblendung und Überschneidung in Bildern und von Bildern, wie sie etwa in Projektionsverfahren möglich sind. Hier berührt sich die Reflexion mit den Operationen der Verdichtung und Überlagerung. Insbesondere sind auch die folienartigen Aufschichtungen von Bildern, (simulierten) Papierflächen und anderen Benutzeroberflächen in der Fensteranordnung auf Bildschirmen zu beachten, die jederzeit im Rückgriff aus ihrer gestaffelten Ablage heraus ansteuerbar und aktivierbar sind und auch wieder in die Tiefe des Folienstapels entlassen werden können. Hier wird der zeitgebende Faktor des Reflexionsprozesses deutlich, der im Zurückkommen auf etwas Früheres besteht, das mit dem Späteren zu einer andauernden Gegenwart zusammengezogen wird. Darin besteht zudem ein Zusammenhang zwischen der zuvor untersuchten Adressierungs- und der Reflexionsoperation. Ziel ist es, die Entstehung von Selbstbezüglichkeit in kreativen Feldern und damit auch ihre Fähigkeit zu Selbstthematisierung, Selbstdifferenzierung, Selbstvirtualisierung, Selbstveränderung, Selbstkontrolle und Selbstreproduktion beschreibbar zu machen.