Vita
Astrid Deuber-Mankowsky studied Philosophy and Literature at Universität Zürich and Freie Universität Berlin. With Ursula Konnertz she founded the German feminist semi-annual review for feminist theory and philosophy Die Philosophin (published from 1990-2006). From 1990 to 1994, she worked as cultural editor of the Zurich-based Wochenzeitung; from 1994 to 1995, she held a fellowship from the Schweizerischer Nationalfonds. From 1995 to 2000, she was as a researcher and lecturer at the Chair of Gender and History at Humboldt-Universität Berlin. A fellow of the Franz Rosenzweig-Research Center an der Hebrew University in Jerusalem in 1998, she received her doctorate in 1999 for her dissertation on “Erkenntniskritik und vergängliche Erfahrung bei Walter Benjamin und Hermann Cohen”. Working as a research assistant (Wissenschaftliche Assistentin) at the Kulturwissenschaftliches Seminar at Humboldt-Universität, she wrote her habilitation on “Practices of Illusion. Immanuel Kant to Donna J. Haraway”, which she finished in 2004. The same year, she was appointed Professor für Medienöffentlichkeit und Medienakteure (Media Public Sphere and Media Actors) at the Institut für Medienwissenschaften at Ruhr-Universität Bochum. Astrid Deuber-Mankowsky was a visiting scholar at UC Berkeley (2007), at the Centre d'études du vivant, Université Paris VII - Diderot (2010), and Max Kade Professor at Columbia University (2012). She is also an associate member of the Institute for Cultural Inquiry Berlin (ICI Berlin).
Dated from 2013
IKKM Forschungsprojekt
Spiel und zweite Technik In dem Forschungsprojekt sollen die Begriffe des Spiels und Spielens für eine medientheoretische Beschreibung der Verfertigung von Gegenwart perspektiviert werden, an der digitale Techniken ebenso beteiligt sind, wie eine unsichtbare Masse an „Usern“. Der Begriff des Spiels wird dabei nicht als philosophisch-ästhetischer Begriff entfaltet, sondern als Kategorie des Handelns im Sinne des Testens, Austestens, eines wiederholten Versuchens und prozessualen Einspielens. Ich beziehe mich dabei auf die Rudimente einer Theorie des Spiels, wie sie Walter Benjamin in seinen Schriften aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts im Kontext seiner Medienästhetik und seiner Überlegungen über eine mit dem 20. Jahrhundert sich formierende „zweite Technik“ entworfen hat. Benjamin selbst bezog sich einerseits auf Karl Groos’ Spiele des Menschen (1899), wenn er das Spiel als „unerschöpfliches Reservoir aller experimentierender Verfahrensweisen der zweiten Technik“ bezeichnete und ging gleichzeitig weit über dessen Einübungs-Theorie hinaus, wenn er das Glück des Spielens in Anlehnung an Nietzsche und an Freud in der Wiederholung, im „Immer-Wieder-Tun“ bestimmte und dessen Wesen in der „Verwandlung der erschütterndsten Erfahrung in Gewohnheit“ sah. Das Spiel, das Benjamin über die zeitliche Struktur von Wiederholung und Differenz beschreibt, entbehrt jener zeitlichen Bestimmung, welche jede anthropozentrische Konzeptualisierung der Technik definiert: der Teleologie. Er entzog damit jener Technikbestimmung den Boden, welche die Technikphilosophie bis in die Gegenwart bestimmte: Dass nämlich die Beherrschung der Natur mittels der Technik und die Beherrschung der Technik selbst das Ziel der Technik sei. Der Spielbegriff und Theorien des Spiels sind in der Medienwissenschaft entweder über die Geschichte der Kybernetik thematisiert worden – hier waren in erster Linie die mathematische Spieltheorie und Simulationsszenarien im Fokus – oder über die Beschäftigung mit dem Computerspiel. Den Game Studies kommt das Verdienst zu, sich in der Bestimmung des komplexen Mediums des Computerspiels auf die Geschichte der Spieltheorien besonnen und diese für die Diskussion der Frage des Verhältnisses von Mensch-Maschine fruchtbar gemacht zu haben. Dabei beschränkten sich das Interesse an der Geschichte der Theorie des Spiels jedoch weitegehend auf die Standardwerke von Huizinga (1937) und Callois (1958). Wenig problematisiert wurde der diesen Standardwerken inhärente Technikpessimismus. Wie aktuell und auch drängend eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von (digitaler) Technik und dem Begriff des Spielens ist, zeigt nicht zuletzt der wachsende Zweig Gamification und des Persuasive Game. Die Frage ist, inwiefern ein Begriff des Spielens im Sinne des Testens, wiederholten Versuchens und prozessualen Einspielens die Spannung zwischen Anthropozentrismus, Technik, digitalen Medien und Anthropomorphismus neu perspektivieren lässt.
Publikationen
Monographien
Praktiken der Illusion. Kant, Nietzsche, Cohen, Benjamin bis Donna J.Haraway. Berlin: Verlag Vorwerk 8, 2007.
Lara Croft. Modell, Medium, Cyberheldin. Das virtuelle Geschlecht und seine metaphysischen Tücken, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2001. English translation: Lara Croft: Cyber Heroine. Electronic Mediations. Katherine Hayles, Mark Poster, and Samuel Weber (series editors). London: University of Minnesota Press. Minneapolis, 2005.
Der frühe Walter Benjamin und Hermann Cohen. Jüdische Werte. Kritische Philosophie. Vergängliche Erfahrung. Berlin: Verlag Vorwerk 8, 2000.
Herausgaben und Mitherausgaben
with Christoph Holzhey: Situiertes Wissen und regionale Epistemologie. Zur Aktualität Georges Canguilhems und Donna J. Haraways. Wien: Turia + Kant, 2012 (forthcoming).
with Christoph Holzhey, Anja Michaelsen: Der Einsatz des Lebens. Lebenswissen, Medialisierung, Geschlecht. Berlin: Verlag b_blooks, 2009.
with Ursula Konnertz: Cyberspace und virtuelles Geschlecht. Die Philosophin. Tübingen: edition diskord 24, 2001.
Artikel
„Diffraktion statt Reflexion. Zu Donna Haraways Konzept des Situierten Wissens.“ In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 4, diaphanes, 1/2011, p. 83-92.
„’... das Bild vom Glück, das wir hegen’. Zur messianischen Kraft der Schwäche bei Hermann Cohen, Walter Benjamin und Paulus.“ In: Görge Hasselhoff (ed.): Die Entdeckung des Christentums in der Wissenschaft des Judentums. Berlin, New York 2010, p. 263-278.
„Umspielende Massenbewegungen. Zum Verhältnis von Medium und Wahrnehmung nach Benjamin.“ In: Hendrik Blumentrath, Katja Rothe et al. (eds.): Techniken der Übereinkunft. Zur Medialität des Politischen. Berlin 2009, p. 57-78.
„Die eigenartige Wirkung eines Filmbeispiels. Merleau-Ponty und Lacan zu einer Zeitlupenaufnahme des malenden Matisse.“ In: Gertrud Koch and Christiane Voss (eds.): Es ist als ob. Fiktionalität in Philosophie, Film- und Medienwissenschaft. München 2009, p. 27-68.
„Eine Frage des Wissens. Gender als epistemisches Ding.” In: Marie-Luise Angerer and Christiane König (eds.): Gender goes Life. Die Lebenswissenschaften als Herausforderung für die Gender Studies. Bielefeld 2008, p. 137-162.