Vita
Christoph Asendorf ist Professor für Kunst und Kunsttheorie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Nach Tätigkeiten an der Berliner Hochschule der Künste und der Bergischen Universität/Gesamthochschule Wuppertal war er 2004/05 Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien. 2008 bekam er die Martin Warnke-Medaille und den Wissenschaftspreis der Universität Hamburg und der Aby-Warburg-Stiftung verliehen. Er forscht derzeit hautpsächlich zu Kunst in der modernen Zivilisation, zur Geschichte der Raumwahrnehmung und zur Ikonographie der Industrialisierung. Unter seinen Publikationen befinden sich Batterien der Lebenskraft – Zur Geschichte der Dinge und ihrer Wahrnehmung im 19. Jahrhundert, Gießen 1984 (engl. 1993); Ströme und Strahlen – Das langsame Verschwinden der Materie um 1900, Gießen 1989 sowie "Knoten des zwischenmenschlichen Netzes" – Über Architektur und Kommunikation. Köln 2007
Stand: 2010
Forschungsschwerpunkte
Art in modern civilisation; history of the perception of space; history and theory of modern architecture, iconography of industrialisation, history of things and their perception in modernity.
IKKM Forschungsprojekt
Die große Raumrevolution. Zur Kunst- und Kulturgeschichte der frühen Globalisierung
Unter den Globalisierungshistorikern herrscht Einigkeit, daß der Prozeß einer irreversiblen weltweiten Vernetzung um ca. 1500 begann. Dies soll auch der Einstiegspunkt für die hier geplante Studie sein, die sich bis auf die Zeit um 1850 erstrecken soll, als das industrialistische Weltsystem vollständig ausgeprägt war. Globalisierung bedeutet wesentlich auch eine veränderte Raumpraxis – also neue Relationen, Maßstäbe, Vorstellungen und Handlungsbezüge, die entlang diesbezüglich aussagefähiger Beispiele aus der Kunst- und Kulturgeschichte analysiert werden sollen. Dafür bietet sich ein Dreistufenmodell an mit zunächst einer Epoche der Formierung, die grob das 16. Jahrhundert umfaßt mit seinen Weltlandschaften, systemischen Stadträumen und insgesamt einer umfassenden Neukartierung aller Verhältnisse. »Plus ultra« ist die Devise, der Weg von der »geschlossenen Welt zum unendlichen Universum« das Ergebnis. Die Jahre zwischen 1600 und 1750 ließen sich vielleicht als Epoche der großen Ordnung charakterisieren. Grandiose Maschinen gleichsam der Steuerung werden entworfen, ob mit Versailles oder den Deckenfresken Andrea Pozzos. Dimensionen der Planung weiten sich, Lorrain visiert große lichte Räume. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dann der Ausgriff ins Neue; die bis dahin fraglos gegebenen symbolischen Überwölbungen werden abgeräumt. Ein zweites Zeitalter der Entdeckungen bricht an (Cook, Humboldt). Während zwischen Boullée, Friedrich und Turner entgrenzte Welt-Räume entworfen werden, entsteht ein industrialistischer Weltzusammenhang, dessen Symbolbau (so Sloterdijk mit Rilke) der Kristallpalast als »Weltinnenraum« ist.
Publikationen
Batterien der Lebenskraft – Zur Geschichte der Dinge und ihrer Wahrnehmung im 19. Jahrhundert, Gießen 1984 (english version: "Batteries of Life", University of California Press, Berkeley 1993).
Ströme und Strahlen – Das langsame Verschwinden der Materie um 1900, Gießen 1989.
"Walter Benjamin and the Utopia of the ‘New Architecture’", in: Social Utopias in the Twenties, Jeannine Fiedler (ed.), Wuppertal 1995, 22-29.
Super Constellation – Flugzeug und Raumrevolution. Die Wirkung der Luftfahrt auf Kunst und Kultur der Moderne, Wien/New York 1997.
"Die Kräfte einer Straße – Das Problem des Stadtraumes in der Klassischen Moderne", in: Neue Stadträume. Gerda Breuer (ed.), Basel/Frankfurt(Main) 1998, 33-54.
Entgrenzung und Allgegenwart. Die Moderne und das Problem der Distanz, München 2005.
"Knoten des zwischenmenschlichen Netzes" – Über Architektur und Kommunikation (Vilém Flusser Lecture, Kunsthochschule für Medien Köln, 2003), Köln 2007.
"Vertiginöse Attraktionen" – Das Gleichgewicht in der Ästhetik der Moderne, in: Tagungsband [conference anthology] "Körper, Dinge und Bewegungen. Wie es dem Gleichgewichtssinn gefällt", ed. Rainer Schönhammer, 2008.
"Flugunfälle", in: Die Unordnung der Dinge. Eine Wissens- und Mediengeschichte der Unfalls, ed. Christian Kassung, Berlin 2008.
"Verlust der Dinge? – Stationen einer endlosen Diskussion", in: Tagungsband [conference anthology] "Die Tücke des Objekts", ed. K. Ferus u.a., 2008.