Franziska Uhlig Ehem. Senior Fellow

Franziska Uhlig
September 2010 - Juni 2013

Vita

Franziska Uhlig hat Kunstgeschichte und Archäologie an der Technischen Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Neben Tätigkeiten für Ausstellungsprojekte wie Theatrum naturae et artis. Die Sammlungen der Humboldt-Universität Berlin und für das Kurzfilmfestival Betting on Shorts, führten Gastlehraufträge an die Humboldt-Universität Berlin, die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Hochschule für Gestaltung Berlin-Weißensee und das Graduiertenkolleg Interart Studies der Freien Universität Berlin und der Kopenhagen University. 2006 bis 2008 vertrat sie die Professur für Kunstwissenschaft an der Hochschule für Kunst und Design Halle. Neben Publikationen zu Hand und Werkzeug in Kunsttheorie und Kunsthistoriografie, zur Künstlerausbildung und zur Systematisierung von Farbe erschien 2007 Konditionierungen des Sehens. Über Farbpaletten, Fischskelette und falsches Fälschen (München: Wilhelm Fink).
Seit Sommersemester 2010 vertritt Franziska Uhlig die Professur für Geschichte und Theorie der Kunst an der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar und ist Gast am Postdoc Research Fellow Programm »Werkzeuge des Entwerfens« am IKKM.
Stand: 2013

Forschungsvorhaben am IKKM

Über Werkzeuge

Das Nachdenken über Werkzeuge ist von der Perspektive des Ausbildens, der Übung und des Könnenserwerbs gekennzeichnet. Wie in Aby Warburgs Zettelkästen werden Werkzeuge gleich dem Schmuck, gleich Wappen oder Dingen des Alltags wie attributive Accessoires eingeordnet, mit denen die Träger ihre genealogische Herkunft, ihren sozialen Status und ihr persönliches Können zur Schau stellen. Das Forschungsvorhaben geht einen anderen Weg, indem es die Ausstellung Painting by Chimpanzees am ICA London 1957 zum Ausgangspunkt der Untersuchung nimmt. Topologisch konzentriert sich das Vorhaben auf eine Situation, in der Stifte und Pinsel als privilegierte Werkzeuge des künstlerischen Schaffensprozesses aus ihrer angestammten Funktion, willkürliche Erfüllungsgehilfen bei der Realisation einer künstlerischen Idee zu sein, herausgelöst und mit der Absicht, die biologischen Wurzeln der Kunst nachzuweisen, an zwei Schimpansen weitergereicht worden sind. Da der Transfer der Stiftswerkzeuge gut geplant war, wurden diese von den Tieren nicht verschluckt, sondern in der von den Wissenschaftlern vorherbestimmten Weise in Gebrauch genommen. Da die Arbeitsweise der Primaten mit Stift und Pinsel gewisse Ähnlichkeiten zu Informell, Tachismus und abstrakten Expressionismus besaß, fiel es den Organisatoren der Experimente leicht, die Arbeiten Congos und Betsys im Feld der Kunst anzusiedeln. Die bemerkenswerte Rezeptionsgeschichte, die diesen Arbeiten widerfuhr, ist ohne einen allen Akteuren gemeinsamer Werkzeugbegriff nicht zu denken. Das Forschungsvorhaben möchte diese komplexe Konstellation der Ausstellung einerseits dazu nutzen, diesen Begriff vom Werkzeug herauszuarbeiten und in der aktuellen Diskussion um Werkzeuge zu kontextualisieren. Darüber hinaus zielt das Vorhaben darauf, den Blick auf die konstitutive Teilhabe des Werkzeugs am Produktionsprozess jenseits eines Subjektbezugs freizulegen.

Publikationen

Monographie

Konditioniertes Sehen. Über Farbpaletten, Fischskelette und falsches Fälschen, München: Fink, 2007.

Artikel

›Bons à tirer‹. Der Drucker als Imageproblem der Originalgrafik, in: Christine Blättler (Hg.), Kunst der Serie. Serien in der Kunst, München: Wilhelm Fink, 2010, S. 99-108.
Die Ausstellung Painting by Chimpanzees am ICA London, in: Mariacarla Gadebusch Bondio (Hg.), Die Hand. Elemente einer Medizin- und Kulturgeschichte, Münster: LIT, 2010.
Construction Status unknown. Visuell strategies of the side by Simon Wachsmuth, in: Israeli Center for Digital Art (Hg.), Liminal Spaces, Tel Aviv 2009.
Zweierlei Ordnung. Handliteratur zur Farbe und ihre Adressierung an Kunst, Gewerbe und Industrie im 19. Jahrhundert, in: Christoph Brachmann und Thomas Steigenberger (Hg.), Ein Schwede in Berlin. Alfred Grenander und die Berliner Architektur 1892 – 1930, Korb: Didymos-Verlag, 2009.
Freie Klasse, Interflugsâ & Co. Studierende der Hochschule der Künste Berlin unterrichten sich selbst, in: Peter Johannes Schneemann und Wolfgang Brückle (Hg.), Künstlerausbildung, München: Verlag Silke Schreiber, 2008.
Hand und Gedächtnis, in: Günther Butzer, Ansgar Nünning u.a. (Hg.), Übung und Affekt. Media and Cultural Memory/Medien und kulturelle Erinnerung, New York, Berlin: de Gruyter, 2007.
Techniken des Überzeichnens. Kandinskys Punkt, Linie und Fisch in der Landkarte der Abstraktion, in: Claudia Blümle und Armin Schäfer (Hg.), Struktur, Figur, Kontur. Abstraktion in Kunst und Lebenswissenschaften, Zürich-Berlin: diaphanes, 2007.
Ready Made Farbe. Vom Mond aus betrachtet, in: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn und Gabriele Werner (Hg.): Farbstrategien. Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik, Band 4,1, Berlin: Akademie Verlag, 2006.
Hand, die zeichnet. Über Ernst Ludwig Kirchners Gebrauch eines Kohlestiftes, in: Friedrich Weltzien und Amrei Volkmann (Hg.), Modelle künstlerischer Produktion. Architektur, Kunst, Literatur, Philosophie, Tanz, Berlin: Reimer, 2003.