Jiří Bystřický Ehem. Senior Fellow

Jiří Bystřický
Oktober 2009 - April 2010

Vita

Jiří Bystřický ist Leiter des Zentrums für elektronische Kultur an der Fakultät für Humanwissenschaften der Karls-Universität Prag. Nach Tätigkeiten an der tschechischen Akademie der Wissenschaften, der tschechischen Filmakademie FAMU und der Hochschule für Politik- und Sozialwissenschaften Kolín habilitierte er sich 2003 im Fachbereich Philosophie der Karls-Universität Prag. Seine Forschung gilt vor allem Fragen der Medienphilosophie in der Postmoderne. Unter seinen Publikationen befinden sich Elektronická kultura a medialita (Elektronische Kultur und Medialität). Pelhřimov: Vydavatelství 999, 2007; K filosofie médií (Zur Medienphilosophie), Pelhřimov: Vydavatelství 999, 2007 sowie Simulace, systémy a kontingence (Simulationen, Systeme und Kontingenz) Pelhřimov: Nakladatelství 999, 2002.

Stand: 2010

IKKM Forschungsprojekt

Darstellen und Begreifen: Entwurf einer Theorie der Medialität

Die Theorie der Medialität sollte einen Zugang zur Problematik der Verdopplung des Subjekts als die dominante Technik des selbst-vermittelnden Denkens ermöglichen. Das denkende Ich lässt sich als festgelegtes Ich – mit dem Hinweis auf das Vorschieben der »Vermittlung des Denkens« vor das »Subjekt des Denkens« – vor allem dann verstehen, wenn wir diese Operation irgendwie darstellen können, durch Vorgänge näher bringen, die wir als Substitution durch das Außen beschreiben können oder einfacher: durch das Bild, Sehen, Darstellung (z.B. deutet sich dies in Hegels Konzept des Ästhetischen als sinnliches Scheinen der Idee); dadurch, dass die Möglichkeiten einer »Ästhetik« des Begriffs untersucht werden. Ästhetik nicht nur im Sinne einer auf das Sinnliche bezogenen Referenz, sondern auf Vermittlung verweisend, die erlaubt, eine Beziehung zwischen dem Begriff und Sinnlichkeit (die ‚Logik’ der Sinne) herzustellen: d.h. diese Referenz bietet sozusagen schon im Voraus die Weise an, in der das Subjekt im Denken das Objekt ersetzt. Dies wird in der Ästhetik deutlich, wenn sich ein Gegenstand für die Sinne als Objekt darbietet, es aber nicht darum geht, die ästhetische Beziehung als einen Zugang zum Äußeren (Sinnlichen) zu behandeln, sondern das Ästhetische als die Betrachtung der gegebenen Substitution des Objektes, die das System der Entsprechung zwischen dem Prozess des Denkens und des Festhaltens von Dingen verdeckt: sagen wir, dass das Objekt in seiner Konkretheit in einer bestimmten Abhängigkeit zur Medialität, also dem impliziten Vereinigen steht. Der Betrachtung des Denkens in seiner Objektivierung sollte eine Theorie der Medialität vorausgehen, d.h. eine Erklärung, wie das Denken ein Objekt zum Aussprechen oder Festhalten der Referenz eines bestimmten Objektes nutzen kann, gerade dadurch, dass es das Objekt parallel im Gegenteil festhält, also als das, was es selbst nicht ist. Es handelt sich aber nicht um einen Parallellauf des »selben« in anderen Bahnen oder Linien, sondern die Konsequenz einer vorläufigen Vereinigung der Unterschiede: eine Einheit, die vom Denken verwendet wird, aber nicht produziert. Das Denken muss daher etwas anderes brauchen, als es selbst ist, bestimmte Dispositionen für die Symmetrie zwischen Denken und dem Gegenstand des Denkens, sagen wir, dass die Arbeit des Denkens nicht die Arbeit des Objektes ist, so wie die Leistung des Denkens nicht die Leistung des Dings ist, das es denkt. Wir gehen also von der Voraussetzung aus, dass diesem Paralelllauf des Nicht-Gleichen Medialität vorhergeht, dank derer Nicht-Identität zu einer relativen Vereinigung auf der Ebene des Andauerns der Nicht-Gleichheit kommt. Zum Beispiel ist die Beschreibung vorwiegend dann Bestandteil des Systems des Beschreibens, wenn sie gleichzeitig auf den Unterschied zwischen der Beschreibung und dem Gegenstand der Beschreibung verweist (siehe Moore, Gödel u.a.).

Diese Erfassung des Unterschieds, der zwar den Gegenstand aber nicht das Subjekt beeinflusst, das ihn benutzt, ist eine Technik der Verschleierung des Objektes: Ästhetik kann auch als sinnliche Verschleierung der Differenz zwischen der Idee und dem Subjekt der Idee, das die Idee benutzt, verstanden werden. (Das Subjekt ist in diesem Fall nicht parallel, sondern windschief, auf einem anderen Gerüst stehend als dem, von dem aus es ein Objekt »schafft« /Wittgenstein/). Durch eine Ausarbeitung oder Hinweis auf verschiedene Versionen des Subjekts des Denkens als Subjekt der Idee können wir dann auf Disposition, die das Vereinigen des Unterschiedes ausmacht, verweisen, der sich dann nicht rückgängig wiederfinden lässt, weil er durch den Akt der Vergegenständlichung verdeckt ist: z.B. erstreckt sich zwischen dem Denken und dem Subjekt der Idee ein Gebiet der nicht zu übertragenen Unterschiede, die die Entstehung von neuen Systemen der Vermittlung ermöglichen; neue und andere Versionen der Verschleierung des Subjektes bedeuten ein neues System der Mediation. Das Denken wird sich so im Ästhetischen seiner selbst bewusst als Nicht-einheit. Das Denken produziert keine Einheit, wenn wir sie nicht schon im Voraus nutzen können: dass es irgendein Ganzes gibt, ist Sache der Medialität, nicht des Denkens.

Publikationen

Elektronická kultura a medialita [Electronic Culture and Mediality], Pelh_imov: 999 2007.
K filosofii médií [On Media Philosophy], Pelh_imov: Vydavatelství 999, 2007.
»Medialita a postmoderna« [Mediality and Post-Modernity], in: Mezinárodní v_decká konference Báská universita, Ostrava 2007.
»Simulace a systémy: Verze podle Baudrillarda.« [Simulation and Systems According to Baudrillard], in: Postparsonovské teorie sociálních systém
. Praha: Karolinum 2007.
»Denkbare Hintergründe« [Possible Backgrounds], in: International Flusser Studies, 5/2007
»Post-demokratická rizika a problém reprezentace« Post-democratic Risks and the Problem of Representation], in: III. Kongres _eskch politolog. Olomouc 8–10.9.2006, Praha 2006.
»Média a reflexivita« [Media and Reflexivity], in: Firma a konkuren_ní prost_edí, MZLU Brno 2006.
»Odkaz k neviditelnému ve vid_ní« [The Invisible in Perception], in: Anthropos, 2, 2005.
Normy, zprostedkování a estetick v_znam (Norms, Mediation and Aesthetic Meaning). Právnická fakulta UK Praha. Pelh_imov 2003
»Obraz a virtuální scéna« [The Image and the Virtual Scene], in: Filozófia 58, Bratislava: Infopress, 6/2003.
Simulace, systémy a kontingence [Simulations, Systems, and Contingency], Pelh_imov 2002.
Virtuální a reálné [The Virtual and the Real], Praha 2002.
Mediální diskurs postmoderny [The Media Discourse of Postmodernity], Praha 2001.
»Lyotardova rozepe« [Lyotard‘s Differend], in: Filosofick _asopis, 49, 4, 2001.

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