Vita
Lisa Parks ist Professorin für Comparative Media Studies und Direktorin des Global Media and Cultures Lab am MIT. Ihre Forschung umfasst drei Bereiche: Satellitentechnologien und Medienkulturen; kritische Untersuchungen von Medieninfrastrukturen; Medien, Militarisierung und Überwachung. Parks ist Autorin von: Cultures in Orbit: Satellites and the Televisual (Duke UP, 2005), Rethinking Media Coverage: Vertical Mediation and the War on Terror (Routledge, 2018); sie ist Mitherausgeberin von: Life in the Age of Drone Warfare (Duke UP, 2017), Signal Traffic: Critical Studies of Media Infrastructures (U of Illinois, 2015), Down to Earth: Satellite Technologies, Industries and Cultures (Rutgers UP, 2012), Undead TV (Duke UP, 2007), und Planet TV: A Global Television Reader (NYU, 2003). Ihre Forschung wurde ebenfalls in zahlreichen Sammelbänden und wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Parks war Gastwissenschaftlerin am Wissenschaftskolleg in Berlin, an der McGill University, der University of Southern California und der Annenberg School of Communication der University of Pennsylvania. In den letzten Jahren war sie Principal Investigator von größeren Forschungsprojekten, die von der National Science Foundation und dem US State Department finanziert wurden und in der Mongolei, der Türkei sowie in Sambia durchgeführt wurden. Sie erforscht, wie ein besseres Verständnis für Mediensysteme Bürger, Wissenschaftler und Entscheidungsträger in den USA und darüber hinaus informieren und unterstützen kann, damit Kampagnen für eine technologische Bildung, kreativen Ausdruck, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte vorangebracht werden können. Bevor sie zum MIT kam war Parks Professorin und Leiterin des Departments für Film and Media Studies an der University of California-Santa Barbara, wo sie auch Direktorin des Center for Information Technology and Society war.
Stand: 2018
Forschungsfelder
Mediengeschichte und -theorie, Satellitentechnologien, Medien und Globalisierung, Medieninfrastrukturen, Überwachung, experimentelle Methodologien
IKKM Forschungsprojekt
Das Abhören von Mobiltelefonen: Geschichte und Theorie der Funkzellen-Simulation
Infolge des U.S. Patriot Acts und der Enthüllungen von Edward Snowden erscheinen neue Details über Überwachungstechnologien wenig überraschend. Viele haben sich an nicht-verfassungskonforme Praktiken, die sich einen „kurzen Einblick“ verschaffen (sneak and peak), an die Ausweitung der Nutzung biometrischer Daten und Sensoren, die alles Mögliche, egal wie groß oder klein, der Überwachung preisgeben, schon längst gewöhnt. Trotz alledem wurde von Forschern, die sich mit der Überwachung beschäftigen, noch eine Vorrichtung mit wachsender Bedeutung vernachlässigt, nämlich die Abhör- und Abfangtechnologie, die als Funkzell-Simulation bzw. als IMSI-Catcher bekannt ist. Als „Man-in-the-Middle-Gerät“ simuliert ein IMSI-Catcher (International Mobile Subscriber Identity) die Funkzelle (Basisstation) eines Mobiltelefons und ist damit fähig, sich in Mobiltelefone eines bestimmten Bereiches einzuloggen, Daten abzufangen und diese aus der Ferne zu rekonfigurieren und zu steuern. Simulatoren von Funkzellen kamen in den frühen 1990er Jahren auf den globalen Markt und wurden seitdem von Militäreinheiten, Nachrichtendiensten, Strafvollzugsbehörden, Spionen, Hackern und kriminellen Organisationen genutzt. Im Volksmund als „stingray“ oder als „dirtbox“ bezeichnet, waren diese Technologien bis vor kurzem relativ unbekannt, da die Organisationen diese Geräte um Geheimen genutzt haben und einige Hersteller ihre Kunden dazu verpflichtet haben, Geheimhaltungsvereinbarungen zu unterschrieben, die eine öffentliche Diskussion der Nutzung und Funktionsweise der Technologie untersagt haben. In den letzten zehn Jahren wurde eine Reihe von Klagen im Zusammenhang mit der Nutzung von IMSI-Catchern in den USA eingereicht und zivilrechtliche Organisationen und Journalisten haben damit begonnen, Fragen zu stellen. Hacker haben ebenfalls herausgefunden, wie Standorte ermittelt werden können und haben infolgedessen ihre eigenen Geräte entwickelt. IMSI-Catcher sind heute Teil einer gesetzmäßigen Abfangindustrie, von der angenommen wird, dass sie im Jahr 2019 1,3 Milliarden US-Dollar wert sein wird, im Vergleich zu 251 Millionen US-Dollar im Jahr 2014. Kurzum, das Abhören von Mobiltelefonen könnte ebenso alltäglich werden wie deren Nutzung.
Aufbauend auf der Forschung über die Geschichte und Philosophie der Kommunikation und Überwachung beschreibt das Projekt das historische Auftauchen von IMSI-Catchern, indem es deren Hersteller und unterschiedliche Nutzung in verschiedenen Teilen der Welt aufzeigt. Das Projekt diskutiert ebenso kritische Fragen, die mit der globalen Ausbreitung und Nutzung von IMSI-Catchern aufgeworfen werden, indem es deren Beziehung zu einer Politik des Zynismus, des Paternalismus und der Repression herausarbeitet.
Jüngste Publikationen (Auswahl)
Lisa Parks. Rethinking Media Coverage: Vertical Mediation and the War on Terror. London & New York: Routledge, forthcoming 2018.
Lisa Parks & Caren Kaplan, co-editors, Life in the Age of Drone Warfare. Durham: Duke University Press, 2017.
Lisa Parks, Hannah Goodwin & Lisa Han, “‘I have the government in my pocket’: Social Media Users in Turkey, Transmit-Trap Dynamics and Struggles over Internet Freedom,” Communication, Culture & Critique, 10(4), Dec 2017, 574-592.
Lisa Parks & Rahul Mukherjee. “From Platform Jumping to Self-Censorship: Circumvention Practices and ‘Internet Freedom’ in Zambia,” Communication and Critical/Cultural Studies, 14(3), 2017, 221-237.
Lisa Parks. “Reinventing television in rural Zambia: Energy scarcity, connected viewing, and cross-platform experiences in Macha,” Convergence: The International Journal of Research into New Media Technologies, 22(4), 2016, 440-460.
Lisa Parks & Nicole Starosielski, eds. Signal Traffic: Critical Studies of Media Infrastructures, Champaign-Urbana: University of Illinois Press, 2015.