Vita
Martin Ritter ist Akademischer Rat an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind die Phänomenologie, Kritische Theorie und europäische Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts. Martin Ritter konzentriert sich auf die Phänomenologie von Jan Patočka und ist ein führender tschechischer Experte für das Denken Walter Benjamins. Er redigierte und übersetzte drei Bände von ausgewählten Schriften von Walter Benjamin und beteiligte sich an der Redaktion von Jan Patočkas gesammelten Werken. Er übersetzte andere bedeutende philosophische Bücher ins Tschechische, einschließlich derer von Theodor Adorno, Homi Bhabha, Richart Rorty oder Slavoj Žižek.
Stand: 2017
Forschungsschwerpunkte
Phänomenologie
Kritische Theorie
Europäische Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts
IKKM Forschungsprojekt
Asubjective Appearing
In meinem Projekt werde ich untersuchen, ob und wie die Phänomenologie, insbesondere die asubjektive Phänomenologie von Jan Patočka, und die Medienphilosophie sich gegenseitig inspirieren können. Patočkas Denken eines asubjektiven Erscheinungsfelds, auf dem Menschen und Dinge in der Welt interagieren, soll mithilfe des Medialen neu interpretiert werden. Wenn Patočka von der Notwendigkeit spricht, die Phänomenologie zu asubjektivieren, verlässt er Husserls transzendentales Konzept des absoluten Bewusstseins, welches das phänomenologische Feld konstituiert. Das Feld des Erscheinens ist eher das Feld „der möglichen Begegnung mit dem Sein“ und ist als solches verknüpft mit einem Wesen, das in Möglichkeiten lebt. Insbesondere seine Unterscheidung von drei grundlegenden Bewegungen des Daseins, nämlich die sogenannten Bewegungen der (1) Verankerung, (2) der Selbstverlängerung und (3) des Durchbruchs machen die Verbindung von Patočkas Denken mit medientheoretischen Konzepten so interessant. Jedes existierende Wesen muss diese drei Bewegungen verwirklichen, aber kein einzelner Mensch ist ihr Prinzip. Tatsächlich verursacht kein Individuum diese Bewegungen selbst, es nimmt eher an ihnen teil, insofern diese Bewegungen in ihren historisch variablen Formationen dieses Wesen ontologisch bedingen. Es sind sowohl die historische Variabilität dieser Formationen als auch die unterschiedlichen „Logiken“ der Selbst-Vermittlung in jeder der Bewegungen, die mit dem medientheoretischen Ansatz analysiert werden können. Tatsächlich implizieren die verschiedenen Bewegungen nicht nur unterschiedliche Erscheinungsformen, sondern auch unterschiedliche Kulturtechniken. Während in der zweiten Bewegung, soweit es sich um eine („ökonomische“) Bewegung der Lebenserhaltung handelt, das Verursachen sinnvoll als die Art des Erscheinens/Vermittelns erkennbar ist, scheint es im Falle der ersten und noch mehr im Falle der dritten Bewegung viel geeigneter, deren Art des Vermittelns/Erscheinens mit dem Auftauchen zu verbinden.
Jüngste Publikationen
"Patočka's Care of the Soul Reconsidered: Performing the Soul Through Movement", in: Human Studies, 40(2), 2017, pp. 233-247
"Towards a Non-Eurocentric Analysis of the World Crisis: Reconsidering Patočka’s Approach", in: Research in Phenomenology, 2017 (forthcoming)
Benjamin, Walter, Výbor z díla III, Psaní vzpomínání [Selected Writings III], Oikúmené, Praha 2016 (edition and translation)