Vita
Sebastian Lederle promovierte 2016 mit einer Arbeit über den Zusammenhang von phänomenologischer Anthropologie und Metapherologie bei Hans Blumenberg, wofür er den Dissertationspreis der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaften der Universität Wien 2016/17 erhielt. Bis 2019 war er Mitarbeiter (post doc) beim FWF-Projekt „Die Rückkehr der Religion als Herausforderung des Denkens“ (I 2785) am Institut für Philosophie der Universität Wien und Vertretungsprofessor für Wahrnehmungstheorie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main im Wintersemester 2018/19. Er ist darüber hinaus auch als Filmemacher tätig (neopataphysische Theoriesatiren).
Stand: 2020
Forschungsfelder
Phenomenology (Husserl, Fink, Patocka, Merleau-Ponty), Anthropology (Plessner, Blumenberg), Pragmatism (Dewey, Rorty, Brandom), Theories of aesthetic expirience, Film philosophy (Cavell, Deleuze, Mulhall).
IKKM Forschungsprojekt
Precrious visibilities. The world of a film in postcinematic media theories
Das Projekt siedelt sich an der disziplinären Schnittstelle zwischen Filmphilosophie und kritischer Theoriebildung an. Es stellt folgende Forschungsfrage ins Zentrum: Was kann man unter dem Begriff einer filmischen Welt unter den heutigen Bedingungen einer allgemeinen postkinematographischen Entgrenzung des Films verstehen, wenn sich in einer solchen Entgrenzung auch veränderte Selbst- und Weltverständnisse ausdrücken? Prekäre Sichtbarkeiten gibt den Titel ab, unter dem das Projekt der Fragestellung nachzugehen sucht. Im Zentrum stehen zwei Formen der Prekarisierung, die auf das Bestehen eines internen Zusammenhangs hin untersucht werden sollen: zum einen Prekarisierung als gesellschaftstheoretische Kategorie der Analyse und Kritik, mit der die Auflösung eindeutiger biographischer, lebensweltlicher und institutioneller Sicherheiten und Erwartbarkeitsstrukturen bezeichnet wird, zum anderen Prekarisierung als medientheoretischer Begriff, mit dem die Reflexivität medialer Evidenzerzeugung in Bezug auf ihre zunehmende Verunsicherung und Selbstbefragung der medialer Praktiken selbst hin thematisierbar wird. Es wird auf einen gehaltvollen Zusammenhang zwischen dem Reflexivwerden von Formen, auf die serialisierte Filme bei ihrer Gestaltung zurückgreifen, und einem Reflexivwerden von Normen, Werten und wesentlichen Orientierungen, auf die Praktiken der Selbst- und Weltverständigung sich performativ beziehen, abgezielt. Die Hypothese lautet: Weil prekäre Selbst- und Weltverhältnisse stets in der Gefahr stehen, ihre Form zu verlieren, und keine Gewissheit darüber erreichen können, eine endgültige Form gefunden zu haben, bedarf es einer medialen Artikulationsmöglichkeit, die eine Strukturaffinität zu einem prekär-performativen In-der-Welt-sein aufweist.
Ausgewählte Publikationen
Herausgaben:
Lisa Gotto/Sebastian Lederle (Eds.): Hollywood in Zeiten des Post Cinema. Transcript: Bielefeld 2020.
Artikel:
„Pflicht und Kür einer Theorie des Mythos.”, in: JLTonline (22.04.2018).
„Immersion und Illusion. Anmerkungen zu einer begrifflichen Konstellation”, in: Navigationen 2019/1. Immersion. Grenzen und Metaphorik des digitalen Subjekts. Thiemo Breyer/Dawid Kasprowicz (Eds.)