Das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar war eines von zehn Käte Hamburger Kollegs, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurden.
Das IKKM erforschte von April 2008 - März 2020 die Verhältnisse zwischen Menschen und Dingen in der technisierten Medienkultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Technische Apparaturen und Artefakte können heute nicht länger als bloße Werkzeuge des kulturellen Handelns, Wahrnehmens, Erkennens, Kommunizierens etc. begriffen werden. Sie greifen vielmehr mit eigener Handlungsmacht konstitutiv in Kulturprozesse und Reflexionsvorgänge ein. Verlangte die europäische Denktradition, das menschliche Subjekt als eigenbestimmt und handlungsmächtig dem bloßen Objekt gegenüberzustellen, so bedarf die ständige praktische Vermischung und Vernetzung zwischen Menschen und medialen Apparaturen eines demgegenüber erweiterten, komplexeren Verständnisses einer verteilten, gemeinsam getragenen Subjekt- und Handlungsfunktion. Genau darum bemüht sich das IKKM.
In der ersten sechsjährigen Förderphase lag das Hauptaugenmerk der Forschung auf der Weiterentwicklung einiger Ansätze wie sie in Frankreich, England und den USA unter den Stichworten der »Agency«-Theorie bzw. der »Actor-Network-Theory« vorgeschlagen worden waren, aber hauptsächlich in Wissenschaftsgeschichte und Kunstanthropologie Eingang gefunden hatten. Die einzelnen Jahresthemen dieses ersten Forschungsprogramms widmeten sich Themen wie dem Menschen, dem Ding, dem Zeichen, Historisierung und Synchronisierung.
Im zweiten IKKM Forschungsprogramm Operative Ontologien wurde von Relationen auf Operationen umgeschaltet. Es wurden hier kulturtechnische Operationen untersucht, welche die medientechnische Verfasstheit der Beziehung zwischen Menschen und Dingen in den Blick geraten lassen. Operationen wie Rahmen und Nähen, Erscheinen und Verschwinden, Verdichten und Streuen oder Zeigen und Verursachen begründen jeweils neue Weltverhältnisse, die sich als »différents modes d’existence«, »ontologische Regime« bzw. »Dispositionen des Seins« begreifen lassen (Haudricourt, Viveiros de Castro, Descola, Latour im Anschluss an Souriau).
Das IKKM funktionierte nach dem Fellow-Prinzip; bis zu zehn herausragende Fachwissenschaftler_innen aus dem In- und Ausland, die für ein bis zwei Semester von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt wurden, kamen in Weimar zusammen und entwickelten hier in gemeinsamen Diskussionszusammenhängen und koordinierter Arbeit Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie aufeinander hin. Neben den Senior Fellows forschten am IKKM auch Nachwuchswissenschaftler_innen als Research Fellows.
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